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Ihr letztes Mal

Presseartikel

Heike Daub hat 42 Jahre lang Männern in Dannenberg das Kochen beigebracht

EJZ 21. Dezember 2017

Heike Daub hört mit 76 Jahren als Leiterin des Dannenberger Männer-Kochkurses auf. Seit 1975 war sie für den KVHS-Kurs verantwortlich.

Dannenberg. Heike Daub hat den Überblick. "Schön klein schneiden, Hartmut", schallt ihre Stimme energisch durch die Küche in der Dannenberger Nicolas-Born-Schule. Hartmut gehorcht und kommt dem Spargel mit dem Messer bei. "Nimm die blaue Schüssel, das spritzt ziemlich" - kaum sind Daubs Worte ausgesprochen, greifen eilige Männerhände nach dem empfohlenen Gefäß. Daub verteilt in ihrem Männer-Kochkurs heute nach 32 Jahren zum letzten Mal ihre handgeschriebenen Rezepte.

"Meine Männer wollen nix mit Computer und ich habe auch gar keinen", erzählt sie. Deswegen steht in Daubs hübscher Handschrift auf dem gefalteten Zettel geschrieben, welcher Schmaus heute auf den Tisch kommt: rosa gebratener, lauwarmer Kalbsrücken mit Kapern-Vinaigrette und geröstetem Butterstern. Nach Anfänger-Gekoche klingt das nicht. "Wir haben damals mit Grundlagen wie Schneidetechniken angefangen", sagt die ehemalige Hauptschullehrerin. 1975 hat sie den Kurs zunächst nur für Lehrer angeboten, weil mehrere lernwillige Kollegen etwas gegen ihre Uneigenständigkeit in der Küche tun wollten. Wenig später hat sie den Kurs dann auch für Nicht-Lehrer geöffnet. Heute sind die unterschiedlichsten Berufsgruppen in ihrem Kurs vertreten. Normalerweise sind acht Männer in dem Kurs, der über die Kreisvolkshochschule (KVHS) läuft. In der Zeit von Oktober bis Dezember hat sie in jedem Jahr achtmal mit "meinen Männern" gekocht, wie Daub schmunzelnd sagt. In zwei Gruppen - immer montags und mittwochs.

Mit der Zeit seien die Gerichte immer anspruchsvoller geworden. Viele Leute sind jahrelang dabei, der Jüngste ist 20, die Ältesten sind im Rentenalter. Männer von Gartow bis Uelzen sind bereits Teil der Kochgruppe gewesen. Aber warum eigentlich? "Ich brauche zuhause jetzt kein Kochbuch mehr, sondern nur die Kopien von Heikes Rezepten", erzählt Holger Fischer. "Die sind immer sehr gut angekommen." Sonst geht es den Männern um Geselligkeit, schon während des Kochens trinkt man gemeinsam ein Glas Wein oder eine Flasche Bier. Nach dem Essen sitzt die Gruppe oft noch lange am Tisch. Ob es auch hoffnungslose Fälle gegeben habe? "Eine Mutter hat mal ihre zwei Söhne hergebracht", erinnert sich Daub. Nach dem Abitur sollte die 76-Jährige sie am Herd fit für die Studentenzeit machen, "bevor sie da verhungern". Aber da habe man nicht viel machen können, die beiden hätten äußerst ungeschickt geschnibbelt.

An diesem Abschlussabend sind auch einige ehemalige Kursbesucher in die Dannenberger Oberschule gekommen, um ein letztes Mal unter Daubs Anweisung zu kochen. Liebevoll nennen ihre Kochschüler sie manchmal den "kleinen Feldwebel". "Wenn was nicht klappt, hau' ich einmal dazwischen und dann ist alles wieder gut", sagt Daub. Den Männer-Kochkurs ohne Frau Daub? Das kann sich dort niemand vorstellen. "Das müsste dann von der Einstellung passen, und nochmal findet man jemanden wie Heike Daub wohl nicht", erzählt Wolfgang Schröder, der schon lange unter ihrer Leitung kocht. Dass das mit einer Nachfolge wohl schwierig wird, weiß auch die Kreisvolkshochschule, deren stellvertretender Leiter Jan-Philipp Skiba Daub mit einem üppigen Blumenstrauß dankte.

"Die wollen mich hier zur Not mit dem Rollstuhl rein schieben", sagt Daub. Aber sie könne nicht mehr, sei körperlich zu eingeschränkt - neben der Konzeption der Rezepte und der Kursleitung war die Dannenbergerin schließlich auch für die Einkäufe verantwortlich. Während sie über die vergangenen 32 Jahre als Leiterin des Männer-Kochkurses spricht, lässt sie die Männer nicht aus den Augen. "Oh, oh, das gibt Klumpen", erkennen ihre Augen, obwohl einer ihrer Schüler die Sauce am anderen Ende der Küche zubereitet. Ja, warum sind eigentlich nur Männer im Kurs? "Männer sind einfacher. So ein Haufen Frauen ist schon anstrengend", sagt sie. jz